Werkstatt für Theater
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Sträggeljagd

In den drei Donnerstagnächten vor Weihnachten habe jeweils ein blären und zächen, rasslen, schryen, fröwdenspiel und derglychen in der Stadt Luzern geherrscht, höllisch und tüfflische jeger haben die sträggele gejagt.
Dieses ganz und gar unchristliche Treiben wurde im Jahr 1578 angeblich abgestellt und ewig verbotten. Die Einführung des Nikolausbrauches in der Stadt Luzern war eine der Strategien des Luzerner Rates damitt besser ordnung gehalten, ergernuss und ungebühr vermÿden werde.
Davon erzählen wir in einem Winterfreilichtspiel mit Musik und Glühwein ...



Zum Stück
Das Dezemberspiel basiert auf einer historischen Begebenheit: der Pfarrer der Hofkirche hatte ein Verhältnis mit seiner Haushälterin und hatte jeweils vor der Predigt mit ihr geschlafen, und das vor Weihnachten.
Es war damals Brauch, dass an den vier Donnerstagnächten vor Weihnachten ein lautes und ganz und gar fasnächtliches Treiben durch die Altstadt Luzerns ging. Gejagt wurde die Sträggele, ein weibliches Sagenwesen, von jungen Männern. Die Hatz dieses alten Brauches wurde manches Mal missbraucht, um missliebige Personen zu jagen und zu verprügeln. In den Gerichtsarchiven ist zu lesen, dass in einer solchen Nacht die nämliche Haushälterin zu Tode gejagt wurde.
Die Strategie der Kirchen- und Stadtväter bestand darin, einen alles beruhigenden Samichlaus einzuführen, der es ihnen erlaubte den rohen Sitten ein Ende zu setzen.


Die Story
Auf dem Weinmarkt erscheint plötzlich ein Mob, angeführt vom Türst/Teufel und dem dreibeinigen Hund, begleitet von vier dunklen Gestalten und einer Schar Wilder (Marie Choller Band mit Blechinstrumenten, die einen Heidenlärm veranstalten). Dieser Mob jagt die Sträggele: einer jungen schönen Frau wurde das Sräggelekleid übergeworfen, sie wird gehetzt, beinahe vergewaltigt, über den Weinmarkt verfolgt, dann unter der Egg geschlagen, die Treppe hoch gejagt auf den Rathausplatz, dann über den Rathaussteg gejagt, bis sie vor der Jesuitenkirche fast stirbt.
Das ganze wird von einer Kamera gefilmt. Es soll offen bleiben, ob die Hatz echt ist oder gespielt.
Die TV-Crew berichtet nun "live" vom Marktplatz. Interviews mit dem Opfer (der Sträggele), aber auch mit dem Experten, dem Oppositionspolitiker, dem Stadtpräsidenten. Letzterer gibt bekannt, dass der Stadtrat entschieden hat, den Samichlausbrauch einzuführen, um solche Ausschreitungen zu beenden.
Die Kirchentür der Jesuitenkirche öffnet sich, es erklingt laute Orgelmusik.
Aus dem Haupttor erscheint der Samichlaus auf Stelzen und schminkt aus den bösen Buben des Mobs die Schmutzlis bzw. einen Engel mit Glöckchen.
Die wilde Schar verwandelt sich in eine brave Blasmusik, sie spielt dreistimmig „Maria durch den Dornwald ging“.
Alles hat seine Ordnung gefunden. Die Obrigkeit schenkt Glühwein aus und reicht eine kleine Advents-Süssigkeit.