WEG VON HIER

EIN WINTERFREILICHTSPIEL
nach Texten von Franz Kafka
Ein Projekt der WERKSTATT FÜR THEATER Luzern
in Zusammenarbeit mit dem Keintheater Luzern
Premiere 16. November 2022

«Wohin reitet der Herr?»
«Ich weiss es nicht - nur weg von hier, nur weg von hier.
Immerfort weg von hier, nur so kann ich mein Ziel erreichen.»
«Du kennst dein Ziel?» «Ja, ich sagte es doch. Weg von hier - das ist mein Ziel.»
Franz Kafka


 

 

 

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BILDER ZUM PROJEKT

GEDANKEN ZUM PROJEKT

WEG VON HIER ist die Geschichte vom Leben in einer unterirdischen Welt,
in der Glück und Angst sich jäh berühren. Dort hausen Menschen in ihren Höhlen
und Gängen, leben im permanenten Ausnahmezustand, im Krieg gegen die
Aussenwelt, gegen gefährliche Eindringlinge, Menschen, Tiere oder Viren.

Der Spielort ist ein wunderbarer und geheimnisvoller Ort am Ufer des Vierwaldstättersees:
der Seeacher in Meggen. Dort zwischen den Gebüschen und Steinen wohnen drei Menschen.
Sie erzählen ihre Geschichten: Berichte, Aufzeichnungen, Betrachtungen und biographische
Notizen aus den Tiefen unseres Bewusstseins und unserer Träume.
Es sind ausschliesslich Texte von Franz Kafka.

 

«Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.» Franz Kafka

 

WINTERFREILICHTSPIEL
Die gewohnte, uns vertraute Welt zu verlassen und an einem winterlichen Seeufer
gemeinsam mit Spieler- und Musiker*innen eine zauberhafte Wirklichkeit zu erleben,
ist nicht nur eine unkonventionelle Theater-Idee, sondern gehört wesentlich zum
künstlerischen Konzept des Projekts.
Die Figuren in WEG VON HIER leben ausserhalb der gewohnten Welt der Städte,
sie haben ihre Wohnungen verlassen und sich in selbstgegrabene Bauten zurückgezogen.
Wir nehmen unsere Theatergäste mit an diesen geheimnisvollen Ort.

 

KAFKA UND DAS THEATER
Kafka fühlte sich stark vom Theater angesprochen. Trotzdem gibt es nur ein Fragment von
ihm, das er in dramatischer Form geschrieben hat: DER GRUFTWÄCHTER. Der alte Wächter
eines Mausoleums kämpft jede Nacht erbittert mit den Geistern der dort beigesetzten toten
Ahnen eines Fürstenhauses, die dem Gefängnis ihres Grabes entfliehen und in die Welt der
Lebenden einbrechen wollen. Das Stück blieb ein Versuch und wurde nie aufgeführt.
Doch hat Kafkas Prosa alle Elemente für das Theater: Unmittelbarkeit, klare, scharf
gezeichnete Bilder, sinnliche Gegenständlichkeit in den Beschreibungen, starke,
unkonventionelle Figuren und eine geheimnisvolle Spannung.
Kafkas Erzählungen sind sehr genaue Beschreibungen von Albträumen und
Wahnvorstellungen. In einer präzisen, klaren Sprache gibt er Realitäten, die sich jenseits
unserer gewohnten Welt befinden eine Form, so dass sie für uns begreifbar werden.
Sie drücken das Gefühl der Angst aus, das Gefühl von Schuld und Unsicherheit, Gefühle, die
ein feinfühliger Mensch hat, der sich in einer Welt der Konventionen und des Konformen
nicht mehr zurechtfindet, der den Kontakt gegenüber der Realität verloren hat und ihn nicht
neu erschliessen kann. Ionesco bemerkt in seinem kurzen Essay über Kafka dazu:
Dieses Thema: der im Labyrinth verirrte Mensch, der den Faden der Ariadne nicht mehr besitzt,
ist das Urthema im Werk Kafkas.

In Kafkas Bilderreigen bekommen Wahnvorstellungen und Schuldgefühle allgemeingültige
und kollektive Bedeutung. Ähnlich den alten griechischen, archetypischen Mythen, oder den
allegorischen Träumen des Barock, dringen seine Beschreibungen tief in unser Unbewusstes
ein.
Für uns sind die Fragmente aus Kafkas Erzählwerk, die wir spielen ein vollkommener
Ausdruck für die Situation des heutigen Menschen.

 

KAFKA UND DAS ABSURDE
Absurd ist etwas, das ohne Ziel ist … Wird der Mensch losgelöst von seinen religiösen,
metaphysischen oder transzendenten Wurzeln, so ist er verloren, all sein Tun wird sinnlos,
absurd, unnütz, erstickt im Keim.
(Eugène Ionesco aus einem Essay über Kafka)
Kafka gehört zu den Pionieren der absurden Literatur. Für ihn war das Absurde ein Mittel,
einem Universum ohne Mittelpunkt, ohne klare Zweckbestimmung gegenüber zu treten,
einem Universum ohne einigendes Prinzip, fragmentarisch, zusammenhanglos, sinnentleert,
atomisiert, letztlich einem absurden Universum, in dem Menschen in ewiger Einsamkeit ihr
Dasein fristen, gefangen im Kerker der eigenen Bubbles, unfähig den Andern zu erreichen.
Kafka zeigt uns, was der Mensch entdeckt, wenn er in die Tiefen seiner Ängste, Träume und
Phantasien eintaucht.
Er erzählt nicht über die Absurdität unserer Existenz, er stellt sie einfach als Tatsache dar.
So hat bei Kafka die Realität der inneren Welten eine grössere Unmittelbarkeit und kommt
den subjektiven Wirklichkeiten und dem, was wir erfahren, näher.

 

ZUM TEXT
Das Buch SÄMTLICHE ERZÄHLUNGEN ist die Grundlage für unser Projekt. Wir spielen Textelemente aus diesen Geschichten und haben eine davon - DER BAU - in den Fokus unserer Recherchen gestellt. Alle Texte sind von Franz Kafka und stammen aus folgenden Erzählungen:
DER BAU
DER GEIER
AUSFLUG INS GEBIRGE
DIE BRÜCKE
SCHMAR, DER MÖRDER
BESCHREIBUNG EINES KAMPFES
NACHTS

 

ZUR MUSIK
Der Schlagzeuger und Perkussionst Markus Lauterburg gestaltet für WEG VON HIER
die Musikdramaturgie, komponiert die Musikelemente und spielt auf der Bühne mit.

Die verschiedenen Instrumente aus Holz und Metall, Gongs, klingenden Steine,
gespannten Saiten stehen und hängen im Bühnenraum. Die dabei entstehende Klangwelt
verbindet sich magisch mit den Nachtgeräuschen der Natur und dem Plätschern des Wassers.
Die feinfühlige, intensive Musik von Markus Lauterburg kreist um Kafkas Texte und
führt die Direktheit und Klarheit seiner Sprache in das Unsagbare hinein.

 

MITWIRKENDE

REGIE, KONZEPT, DRAMATURGIE
            Livio Andreina

BÜHNE, KOSTÜME, MASKE
            AnnaMaria Glaudemans

MUSIK, KOMPOSITION, SCHLAGZEUG UND PERKUSSION, SPIEL
            Markus Lauterburg

MITARBEIT KONZEPT, DRAMATURGIE
            Michael Wolf

SPIEL                                                      
            Giorgina Hämmerli
            Patrick Slanzi
            Michael Wolf

KAMPFCHOREO
            Lukas Schmocker
           

LICHTDESIGN, TECHNIK
            Martin Brun

GRAFIK                                                      
            Grafikatelier Thomas Küng

FUNDRAISING UND SPONSORING
            Lara Tonet

PRODUKTION
            Nina Sautter, MTL-Produktionen

FOTOS
            Sepp de Vries

SUPPE
            Inés Riesco, Reiseköchin

TRIBÜNE
            Ramon Felder, Felder-Eventbau

 

 

AUFFÜHRUNGEN / TICKETS

DATEN
16. November 2022, Première
Weitere Aufführungen:
17. | 18. | 20. November 22
24. | 25. | 26. November 22

SPIELBEGINN
Jeweils 19.20 Uhr

SPIELORT
Seeacher in Meggen am Seeufer

TREFFPUNKT
Bahnhof Meggen (Achtung: nicht Meggen Zentrum) - von dort begleiten wir Sie
zum Spielort.

ANFAHRT
Es gibt nur wenig Parkplätze, deshalb empfehlen wir
die Anfahrt mit öffentlichem Verkehr.
ZUG: von Luzern Bahnhof, S3 Richtung Brunnen, Abfahrt 19.06 Uhr, bis Bahnhof Meggen
BUS: von Luzern Bahnhof, Nummer 24 Richtung Tschädigen, Abfahrt 18.46 Uhr, bis Haltestelle Kreuz,
von dort 5 Minuten zu Fuss bis Bahnhof Meggen.
Das Ticket gilt auch als Fahrausweis!

Bitte warme Kleidung und Schuhe anziehen!
Die Tribüne ist gedeckt. Nach der Vorstellung servieren wir Ihnen eine warme Suppe, bevor wir Sie zum Bus zur Rückfahrt begleiten!

TICKETS
Kleintheater Luzern | 041 210 33 50 | kleintheater.ch
Abendkasse: ab 18.45 Uhr beim Bahnhof Meggen.
Preis: CHF 40.00 / CHF 30.00 (Reduziert) inkl. Suppe und Fahrpreis

 

 

NOTIZEN ZUM ENSEMBLE

LIVIO ANDREINA, Konzept , Dramaturgie, Regie

Der Luzerner Livio Andreina ist seit vielen Jahren als freischaffender Regisseur, Theater­pädagoge und Schauspieler tätig. Hinter dieser lapidaren Feststellung verbirgt sich ein Universalist, der buchstäblich für das Theater brennt; allerdings nicht für das gängige Repertoiretheater, sondern für das Ungewöhnliche, neu Gedachte, Überraschende. Mit seiner «Werkstatt für Theater Luzern» hat er seit der Gründung 1989 immer wieder für aufsehenerregende Produktionen gesorgt.
Dem Theater unter freiem Himmel gehört seine besondere Leidenschaft, etwa auf Trib­schen in Luzern, auf dem Ballenberg oder für das Welttheater in Einsiedeln. Und immer bringt er beim Erarbeiten eines neuen Projekts sein besonderes Flair für die Reize des «Natur-Schauspiels» mit. «Das Wunderbare in meiner Arbeit als Regisseur ist, Fragen des Menschseins in eine Bühnenwirklichkeit umzusetzen», so Andreinas Credo. Und er hat Erfolg damit, verschiedene Preise, unter anderen der Kunst-Anerkennungspreis der Stadt Luzern, beweisen es.

 

ANNAMARIA GLAUDEMANS, Bühnen-, Kostüm- und Maskenbildnerin

Ihre Ausbildung zur Ausstatterin machte AnnaMaria Glaudemans an der Akademie voor Dramatische Expressie in Utrecht/NL und an der Schauspielschule Arnhem/NL. Seit 1982 ist sie im eigenen Maskenbau-, Kostüm- und Bühnen-Atelier tätig. Sie ist Mitbegründerin und Ausstatterin der Luzerner «Werkstatt für Theater» (1989) und des «Theaters Rostfrei» (2007). Glaudemanns hat in über 175 Theaterprojekten mit verschiedenen Regisseuren und Autoren zusammen gearbeitet und erhielt für ihr Schaffen zahlreiche Preise und Auszeichnungen.

 

MICHAEL WOLF, Mitarbeit Konzept – Dramaturgie - Spiel

Geboren 1966 in Aarau. 1986–1989 Studium an der Schauspielakademie Zürich (heute ZHdK) Seither ist er als Schauspieler tätig u.a. am Stadttheater Konstanz, Schauspiel Bonn, Schauspielhaus Zürich, Theater Winkelwiese, Luzerner Theater, Theater KLARA Basel, Matterhornproduktionen, Theater Marie Aargau, Werkstatt für Theater Luzern, Kraut_produktionen Zürich. Seit 1990 ist er Initiant diverser eigener Theaterprojekte.

 

GEORGINA HÄMMERLI, Spiel

1991 in Aarau geboren, studierte zwei Jahre Literarisches Schreiben am Literaturinstitut in Biel (Hochschule der Künste Bern). 2020 schloss sie ihr Schauspielstudium an der Zürcher Hochschule der Künste ab.
Während ihres Studiums war sie u.a. in «Nora oder ein Puppenheim» (Regie: Timofej Kuljabin, Schauspielhaus Zürich), «Das grosse Heft» (Regie: Andreas Hermann, Kulturhaus Helferei) und in «Hail tot he thief» (Regie: Marielle Sterra, Bühne A) zu sehen. Ausserdem spielte sie während zwei Jahren in der SRF-Serie «S.O.S. – Sick of Silence» (Robin Rehmann) und wirkte in diversen Kurzfilmproduktionen mit. Giorgina Hämmerli ist Studienpreisträgerin der Friedl Wald Stiftung sowie Förderpreisträgerin der Armin Ziegler Stiftung. Am Bundeswettbewerb deutschsprachiger Schauspielstudierender am Deutschen Theater in Berlin gewann Giorgina Hämmerli sowohl den Marina-Busse-Einzelpreis für eine herausragende Darstellung als auch einen Ensemble-Förderpreis für das Projekt «Sprechen wir nicht über Helga!». Momentan ist Giorgina Hämmerli in «Schneewittchen – Beauty Queen» und «Schneewittchen für Erwachsene» (Regie: Nicolas Stemann) am Schauspielhaus Zürich zu sehen.
Giorgina Hämmerli lebt mit ihrer Tochter in Zürich.

 

PATRICK SLANZI, Spiel

Geboren und aufgewachsen in Sempach, stand Patrick Slanzi bereits während seiner Schulzeit als Schauspieler und Schlagzeuger auf der Bühne. Vor seiner Schauspielausbildung an der Zürcher Hochschule der Künste war er bereits für zwei Stücke am Luzerner Theater engagiert. Nach Abschluss des Master of Arts ging er für ein Studiojahr zurück ans Luzerner Theater und arbeitete unter anderem mit La Fura dels Baus, Johanna Wehner und Andreas Herrmann. Zudem stand er für diverse Kurz- und Spielfilme vor der Kamera, u.a. für “Parvaneh“ von Talkhon Hamzavi, ausgezeichnet mit dem Student Academy Award, dem First Steps Award und nominiert für den Oscar in der Kategorie “Best Shortfilm“. Seit 2015 leitet Patrick Slanzi das Zürcher Kollektiv Groupe Nous. Zur Zeit touren sie mit der audio-visuellen Theaterinstallation “Kassandras Baby“ durch die Schweiz. Slanzi lebt und arbeitet als Schauspieler und Sprecher in Zürich. www.patrickslanzi.ch

 

MARKUS LAUTERBURG, Schlagzeug/Percussion

1974 in Bern geboren, lebt seit 1995 in Luzern. Er studierte an der Hochschule Luzern - Musik Schlagzeug und Perkussion bei Pierre Favre und schloss sowohl das Lehrdiplom wie auch das Konzertreifediplom mit Auszeichnung ab.
Markus Lauterburg ist als Musiker, Komponist und Lehrer tätig. In seinen Projekten verbindet er die Improvisation und Komposition in verschiedenster Weise. Markus Lauterburg spielt aktuell im «Albin Brun Quartett», im Schlagzeugquartett «Pierre Favre DrumSights» sowie im Ensemble «klangcombi». Weiter spielt er in verschiedenen Duobesetzungen, unter anderem mit dem Pianisten Hans-Peter Pfammatter und im Duo «DisTanz» mit der Tänzerin Beatrice Im Obersteg. Im Quartett Frächdächs von Isa Wiss engagiert sich Markus Lauterburg auch für improvisierte Kinderkonzerte.
2008 erhielt er für sein künstlerisches Schaffen den Kulturförderpreis der Stadt Thun, 2010 den Werkbeitrag Kanton und Stadt Luzern.

 

Dank an unsere MÖGLICHMACHER

Wir danken folgenden Personen, Stiftungen und Institutionen für ihre Unterstützung

Fuka Fonds, Stadt Luzern
rkk, Kanton Luzern
Gemeinnützige Gesellschaft Luzern
Gemeinde Meggen/LU
Stiftung Landis&Gyr
Migros Zentralschweiz
Edwin Fischer Stiftung
Ida und Albert Flersheim Stiftung
Ernst Göhner Stiftung
Walter Haefner Stiftung
Migros Zentralschweiz
MBF Foundation
SIS Schweizerische Interpretenstiftung
Erika Breitschmid
Zauberbergstiftung

(Stand September 22)